Starke Integrationshelfer 4
Für den Verein "Saarwirtschaft hilft Flüchtlingen e.V." übergibt Geschäftsführer Oliver Groll in der IHK Saarland den erfolgreichen Absolventen der Maßnahme "Starke Integrationshelfer" ihre Teilnahmebescheinigungen. Organisiert und konzipiert hatte den Kurs das Stadtteilbüro Alt-Saarbrücken in Gestalt von Cornelia Amborst-Winterhagen; Referentin am Abschlußtag war Rechtsanwältin Rosetta Puma.
Angekommen, herausgefordert, angepackt!
Stand und Perspektiven der Arbeitsmarktintegration im Saarland
Wie ist der Stand der Arbeitsmarktintegration in Deutschland und im Saarland? Was läuft gut und wo gibt es noch Defizite und Herausforderungen? Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer Informations- und Diskussionsveranstaltung des Vereins „Saarwirtschaft hilft Flüchtlingen“ am 3. September in der IHK Saarland. Mit von der Partie war auch die Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit, die ebenso wie der Verein ein positives Resümee des bisher Erreichten zog.
Heino Klingen, Vorsitzender von Saarwirtschaft hilft Flüchtlingen e.V. und IHK-Hauptgeschäftsführer betonte: „Die Integration der Geflüchteten in den Arbeitsmarkt hat im Saarland besser funktioniert als in vielen anderen Bundesländern. Ursächlich dafür sind sicherlich die Kleinheit unseres Bundeslandes und die damit verbundenen kurzen Wege. Es ist aber vor allem auch darauf zurückzuführen, dass die politischen Verantwortlichen frühzeitig die richtigen Weichen gestellt haben und alle wichtigen Akteure zusammengebracht wurden. Positiv hervorzuheben ist zudem, dass sehr viele saarländische Unternehmen bereit waren und weiterhin bereit sind, Geflüchtete in ihren Betrieben aufzunehmen, sie auszubilden und ihnen mit einem Arbeitsplatz eine Perspektive zu bieten.“
Heidrun Schulz, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit untermauerte mit aktuellen Zahlen zur derzeitigen Situation von Geflüchteten auf dem saarländischen Arbeitsmarkt das Geleistete: „Nach den aktuellen Daten sind 4.500 geflüchtete Frauen und Männer in einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung tätig. Dies sind 1.700 oder 60 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der größte Teil der Beschäftigten arbeitet in der Zeitarbeit, im Gastgewerbe und im Verarbeitenden Gewerbe. Nach wie vor sind gute Sprachkenntnisse der wichtigste Erfolgsfaktor für eine Arbeitsaufnahme.“
Die Keynote der Veranstaltung hielt die Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Annette Widmann-Mauz. Sie ging in ihrem Vortrag auf die aktuellen Änderungen der Asylgesetzgebung und das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz ein und konstatierte, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist.
Nach dem Vortrag von Heidrun Schulz zur Arbeitsmarktsituation Geflüchteter im Saarland wurden Best Practices vorgestellt. Dr. Justus Wilhelm von der Handwerkskammer des Saarlandes berichtete von der Situation im Handwerk. Khadija Bunni und Ghazal Haj Assad erzählten von Ihren Erfahrungen bei der Gründung einer arabischen Sprachschule in den Räumlichkeiten der Lector GmbH in Saarbrücken. Auch Anas Chamandour, Gründer der Marhaba GmbH, einem Onlinehandel für orientalische Waren, berichtete von seinem eingeschrittenen Weg in die Selbstständigkeit. Unterstützt wurde er von Nils Bortloff, Coach bei der FITT gGmbH. Genauso stellte Iulia Fricke das Projekt „MiNET“ vor, ein Mentoringprogramm für Frauen mit Flucht- und Migrationshintergrund bei der Frauengenderbibliothek Saar.
Die fugeefilms gGmbh macht über einen Facebook-Kanal mithilfe von Videos Matchings zwischen Geflüchteten und Unternehmen möglich und bringt somit Virtualität in die Realität. Florian Penner und Mwoloud Daoud präsentierten ihr Projekt und mehrere Videos, die ihre erfolgreiche Arbeit verdeutlichten.
Die anschließende Podiumsdiskussion mit Anas Alakkad, Rettungssanitäter und ein positives Beispiel gelungener Integration, Peter Raber, Meta-Level Software AG, Wolfgang Herges, Herges Blech- und Stahlbau GmbH, Wasim Mohamad, Berufsberater Agentur für Arbeit Saarland und Sabine Engels, Dr. Walter-Bruch-Schule St. Wendel, unterstrich den positiven Befund. Es wurden Erfolge thematisiert, aber auch Herausforderungen und Hürden bei der Integration in Unternehmen und Bildungseinrichtungen benannt. Mit Marlene Thiele, Leiterin des Netzwerks „Unternehmen integrieren Flüchtlingen“ aus Berlin, wurde eine kompetente und souveräne Moderatorin für die Veranstaltung gewonnen.
Mathematikunterricht für Flüchtlinge durch Flüchtlinge
In den ersten beiden Wochen der Sommerferien fand am Berufsbildungszentrum St. Ingbert und am Technisch Gewerbliches Berufsbildungszentrum Saarbrücken zusätzlicher Mathematikunterricht für Flüchtlinge statt. Besonderheit daran war, dass der Unterricht von zwei selbst geflüchteten Frauen gehalten wurde, Frau Ahlam Kordi und Frau Dima Mestrih. Diese haben in Syrien Mathematik studiert. Der Verein Saarwirtschaft hilft Flüchtlingen hat die beiden Projekte gemeinsam mit den beiden beteiligten Schulen aufs Gleis gesetzt. Zuvor konnte ein erster Kurs schon an der Gemeinschaftsschule Güdingen mit Frau Kordi erfolgreich realisiert werden.
Bei diesen Projekten geht es darum, dass die geflüchteten Schülerinnen und Schüler ihre Mathematikkenntnisse und -fähigkeiten verbessern können. Damit können sie im normalen Mathematikunterricht bessere Leistungen erzielen bzw. sich auf Prüfungen und das kommende Schuljahr vorbereiten. Die Besonderheit dabei war, dass die geflüchteten Schülerinnen und Schüler die Inhalte auch in ihrer Muttersprache vermittelt bekamen. Dadurch wurde besonders Leseverstehen bei Textaufgaben und das Verständnis von mathematischer Fachterminologie eingeübt und die Übertragung ins Deutsche gefestigt. Oftmals besitzen die geflüchteten Schülerinnen und Schüler nämlich weniger Defizite bei den mathematischen Fähigkeiten als bei der Verständnisleistung deutscher Texte und Aufgabenstellungen.
Mit diesen Projekten möchte der Verein Saarwirtschaft hilft Flüchtlingen einen Beitrag dazu leisten, junge Geflüchtete auf die Herausforderungen in Schule und Beruf vorzubereiten. Genauso sollen die Schulen und Betriebe Unterstützung erhalten, denn damit wird ein wichtiger Beitrag zur Berufsorientierung und zur Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen geleistet. Durch diese Projekte konnte den beiden geflüchteten Frauen die Möglichkeit geboten werden, ihre Kenntnisse aus dem Mathematikstudium gewinnbringend weiterzugeben und sich selbst weiterzuentwickeln. Sie konnten ein Stück weit Fuß fassen und projektbezogene berufliche Erfahrungen sammeln. Die Projekte sind damit eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten: die Schülerinnen und Schüler, die Dozentinnen, die beteiligten Schulen sowie den Verein Saarwirtschaft hilft Flüchtlingen, der auch zukünftig weitere solcher Projekte unterstützen und finanzieren will.
Die Saarbrücker Scheer GmbH übernimmt gesellschaftliche Verantwortung und unterstützt die Initiative des Vereins "Saarwirtschaft hilft Flüchtlingen" durch erfahrene Personalprofis
Im Juli und November 2017 stehen die Recruiting-Spezialisten des IT-Unternehmens dem Verein "Saarwirtschaft hilft Flüchtlingen" zur Verfügung, um dort als Coaches für Flüchtlinge zur Verfügung zu stehen, die den Weg in den deutschen Arbeitsmarkt suchen.
Flüchtlinge mit anerkanntem Aufenthaltsstatus, Arbeitsgenehmigung und ausreichenden Deutschkenntnissen werden vom Verein Saarwirtschaft hilft Flüchtlingen auf ihrem Weg in das Berufsleben fördernd begleitet. Eine der ersten großen Hürden beim Eintritt in die Arbeitswelt ist das Vorstellungsgespräch. Tipps und Trainingseinheiten dazu bieten die erfahrenen Personaler der Scheer GmbH, die das IT Unternehmen dem Verein auf eigene Kosten dafür zur Verfügung stellt.
Dazu Scheer Geschäftsführerin Rosemarie Clarner, die zugleich Personalchefin des Unternehmens ist: „Als Unternehmen, das kontinuierlich sowohl junge als auch erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellt, wissen wir natürlich sehr genau, worauf es Arbeitgebern ankommt, wenn sie an dieser Stelle Entscheidungen treffen. Diese Erfahrungen möchten wir gerne weitergeben, um so Menschen, die in Deutschland eine neue Chance für ein Leben in unserer Gesellschaft brauchen, zu unterstützen. Auch wir als Unternehmen sind offen dafür, entsprechend qualifizierten Bewerbern in unseren internationalen Teams eine Chance zu bieten.“
Vereinsvorsitzender und IHK Hauptgeschäftsführer Heino Klingen freut sich über die Unterstützung bei der Förderung von arbeitssuchenden Flüchtlingen: „Ich bin sicher, dass die ausländischen Kandidaten für einen Berufseinstieg in hohem Maße von unseren angebotenen Kursen profitieren werden. Professionelle Trainings für ein richtig geführtes Vorstellungsgespräch spielen dabei eine wichtige Rolle!“
„Verein Saarwirtschaft hilft Flüchtlingen“ bringt Unternehmen und Flüchtlinge zusammen
Federführend für den Verein „Saarwirtschaft hilft Flüchtlingen“ bringen die Industrie- und Handelskammer Saarland (IHK) und die Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) zusammen mit der Bundesagentur für Arbeit mit einer Jobbörse heute (02.06.2017) rund 20 Unternehmen und interessierte Flüchtlinge in der Handwerkskammer zusammen. Dr. Heino Klingen, Vorsitzender des Vereins und IHK-Hauptgeschäftsführer, unterstreicht: „Seit 2015 ist schon vieles geleistet worden, um Flüchtlinge zu integrieren, gerade im Saarland. Auch unser Verein hat hier wichtige Beiträge geleistet. Der rege Zulauf unserer Jobbörse heute zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind. Denn die Aufnahme einer Beschäftigung ist für eine gelingende Integration von zentraler Bedeutung. Sie gibt den vielen zumeist jungen Menschen das Gefühl, bei uns willkommen zu sein.“
Dr. Arnd Klein-Zirbes, stellvertretender Vereinsvorsitzender und HWK-Hauptgeschäftsführer, hebt die Bedeutung niedrigschwelliger Angebote wie die Jobbörse hervor: „Eine solche Plattform ist gerade für diejenigen wichtig, die keine perfekte Bewerbungsmappe vorweisen, sehr wohl aber im persönlichen Gespräch überzeugen können.“ Es sei wichtig, dass die saarländische Wirtschaft in ihrem Engagement für die Vermittlung geflüchteter Menschen in Ausbildungs- und Arbeitsplätze nicht nachlasse. „Integration ist kein Selbstläufer“, so der HWK-Hauptgeschäftsführer. Das betriebliche Miteinander sei der Dreh- und Angelpunkt gelungener Integration.
„Mit der Jobbörse wird ein wichtiger Beitrag zur Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt geleistet.“, so Christina Arend, stellvertretende Leiterin der Agentur für Arbeit Saarland. „Hiervon profitieren nicht nur die Asylsuchenden sondern vor allem auch die Unternehmen, die im Zuge von Fachkräftemangel und demographischen Wandel die Chance haben einerseits die Bedarfe zu decken und andererseits Wettbewerbsvorteile zu generieren.“
Im Rahmen der Jobbörse nehmen sich die Ausbildungsexperten der Kammern und Ansprechpartner der Betriebe die Zeit, um Flüchtlingen verschiedene Abläufe im Unternehmen zu erklären. Zugleich erläutern sie ihnen die Chancen einer Karriere auf Grundlage einer beruflichen Ausbildung.
Interessierte Unternehmen, die bereit sind Flüchtlinge zu beschäftigen sind herzlich eingeladen, an der Jobbörse teilzunehmen. Melden Sie sich bis zum 12. Mai bei den Ansprechpartnern Herrn Dr. Wilhelm oder Herrn Düppre.
„Saarwirtschaft hilft Flüchtlingen“ ausgezeichnet
Integrationsintiative ist Preisträger des bundesweiten Innovationswettbewerbs Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen
Die Integrationsinitiative „Saarwirtschaft hilft Flüchtlingen“ ist Preisträger im bundesweiten Innovationswettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ 2016. Zum Thema „NachbarschafftInnovation – Gemeinschaft als Erfolgsmodell“ liefert das Projekt in der Kategorie Wirtschaft eine Antwort auf die Frage, wie sich regionale Wirtschaftsorganisationen gemeinsam für die Ausbildung und Beschäftigung von Geflüchteten einsetzen können.
Dr. Heino Klingen, Vorsitzender des Vereins und Hauptgeschäftsführer der IHK Saarland, kommentierte die Auszeichnung: „Wir sind stolz, ein ‚Ausgezeichneter Ort‘ im Land der Ideen zu sein, und freuen uns, mit unserem Projekt den Mehrwert gemeinschaftlichen Handelns herausstellen zu können. Wir möchten, dass wir am Ende der Integrationsbemühungen sagen können: Wir haben es geschafft. Und es ist besser als vorher. Daran arbeiten wir und das ist unsere Motivation. Aus Flüchtlingen können Fachkräfte von morgen werden. Dazu wollen wir unseren Beitrag leisten.“
Die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ und die Deutsche Bank zeichnen im Rahmen des Wettbewerbs „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ 2016 Ideen und Projekte aus, die die Potenziale von Nachbarschaft im Sinne von Gemeinschaft, Kooperation und Vernetzung nutzen und dadurch zur Bewältigung gegenwärtiger oder künftiger gesellschaftlicher Herausforderungen beitragen. „Die Welt rückt – gefühlt und tatsächlich – immer enger zusammen. Das heißt gleichzeitig auch: Wir sind alle Nachbarn. Deshalb betrifft das diesjährige Wettbewerbsthema auch uns alle. Denn es geht um Engagement und damit um die Gemeinschaft als Erfolgsmodell“, begründete Stephan Diehl von der Deutschen Bank das diesjährige Wettbewerbsthema.
Eine Expertenjury aus Wissenschaftlern, Wirtschaftsmanagern, Journalisten und Politikern wählte das Projekt gemeinsam mit einem sechsköpfigen Fachbeirat aus über 1.000 Bewerbungen aus. Stephan Diehl, Deutsche Bank, überreichte Dr. Heino Klingen, die Auszeichnung als „Ausgezeichneter Ort“ und betonte: „Der Verein „Saarwirtschaft hilft Flüchtlingen“ ist beispielhaft für ganz Deutschland. Schließlich zeigt die Initiative eindrucksvoll, wie regionale Kooperationen langfristig Integration vorantreiben und dem Fachkräftemangel begegnen können – im Saarland, aber auch in anderen Ländern der Republik.“
Die rund 150 Besucher der Jobbörse für Flüchtlinge wollen endlich arbeiten
Um Flüchtlingen den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu erleichtern, hatte der Verein „Saarwirtschaft hilft Flüchtlingen“ am vergangenen Dienstag zur Jobbörse mit einheimischen Firmen in die Industrie- und Handelskammer geladen. Das Interesse war riesig.
Von SZ-Mitarbeiter
Gerrit Scherer
Saarbrücken. Schon im Foyer ist viel los, oben im Konferenzraum der Industrie- und Handelskammer (IHK) ist es noch voller. Mitten im Gedränge sortiert die 46-jährige Syrerin Maisa Nanaa an einem der Stehtische ihre Unterlagen: Anschreiben, Lebenslauf, Zeugnisse. „Alles dabei“, sagt sie zufrieden. Denn sie hat gleich ihre Bewerbung zur Jobbörse mitgebracht.
Veranstalter der Börse ist der Verein „Saarwirtschaft hilft Flüchtlingen“. Er will ihnen den Einstieg in den Arbeitsmarkt erleichtern. „Integration läuft vor allem über die Arbeit“, sagt Heino Klingen, Vorsitzender des Vereins und Hauptgeschäftsführer der IHK. Deshalb kooperiert der Verein auch mit dem Jobcenter der Bundesagentur für Arbeit. Gute Jobaussichten, meint er, hätten Flüchtlinge vor allem in den Bereichen Gastronomie, Handel und im Transportgewerbe: „Dort herrscht ständiger Bedarf.“ Deshalb hat er zehn Unternehmen eingeladen, mit denen die Besucher ins Gespräch kommen sollen.
Das tun sie zum Beispiel am Stand der Polizei. Gespannt lauscht Alsaleh Hane dort den Ausführungen von Kriminalhauptkommissar Roland Altmeyer. Der 22-jährige Hane hat in Syrien eine Ausbildung zum Elektriker angefangen. Dann ist er nach Deutschland geflohen. „Ein Beruf gehört zu einem guten Leben dazu“, sagt er. Die Ausbildung zum Elektriker will er hier deshalb fortsetzen. „Es ist trotzdem gut zu wissen, was es sonst noch gibt“, sagt er und deutet auf eine der Plakatwände, die überall im Raum aufgestellt sind. Das ist auch Altmeyers Motto. Besonders durch die hohen sprachlichen Hürden ist der Beruf des Polizisten für viele erst in einigen Jahren eine Option. Außerdem ist mindestens Fachabitur nötig. „Es ist für viele aber eine schöne Erkenntnis, dass in Deutschland auch jemand mit syrischen Wurzeln Polizist werden kann. Das kann auch eine Zukunftsperspektive eröffnen“, meint Altmeyer.
Maisa Nanaa will lieber eine kaufmännische Lehre machen. Ihr Mann verbessert zuerst noch seine Deutschkenntnisse. Wie alle Anwesenden besucht er momentan einen Deutschkurs. „Die Sprache braucht man für jeden Beruf“, sagt er. Zu Hause lernen die beiden mit ihren Söhnen um die Wette. Die haben dabei einen kleinen Vorteil, weil sie ein Saarbrücker Gymnasium besuchen und sich dort viel mit Deutschen unterhalten. Auf die Frage, wer beim Lernen momentan die Nase vorn hat, schauen sich die beiden Eltern nur lachend an.
Maisa Nanaa und Riad Moubarak gehören zu den ältesten Besuchern der Jobbörse. Die meisten der gut 150 Gäste sind junge Erwachsene wie der 22-jährige Alsaleh. Das sei gut so, meint Heino Klingen. „Bis 2030 werden wir 25 Prozent der Leute im erwerbsfähigen Alter verlieren“, erklärt er. Klingen glaubt, dass diese Entwicklung auch mithilfe von Flüchtlingen aufgehalten werden kann. Weil es viele bürokratische Hürden gibt, wurden die Firmen vor der Veranstaltung in einem Vortrag über Chancen und Grenzen der Anstellung von Flüchtlingen informiert. „Ich hoffe, dass aus der Veranstaltung auch das eine oder andere Beschäftigungsverhältnis entsteht, in welcher Form auch immer“, sagt der Vereinsvorsitzende. Denn am wichtigsten sei, dass der erste Schritt ins Arbeitsleben getan werde.
Maisa Nanaa jedenfalls hat ihre Bewerbung abgegeben. „Ich hoffe sehr, dass es klappt und ich wieder arbeiten darf“, sagt sie.
Der Verein „Saarwirtschaft hilft Flüchtlingen“ wurde als Preisträger des bundesweiten Wettbewerbs „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ 2016 ausgewählt. Der Verein setzte sich zusammen mit 99 weiteren Preisträgern in einem Bewerberfeld von rund 1000 Teilnehmern durch. Mit seinen Projekten und Initiativen - so die Jury – gibt der Verein eine überzeugende Antwort auf die Frage, wie gemeinschaftliches Handeln heute Lösungen für Herausforderungen von morgen bieten kann.
Konkret würdigte die Jury das Engagement der im Verein zusammengeschlossenen saarländischen Wirtschaftsorganisationen zugunsten der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. „Wir freuen uns sehr über die Anerkennung. Sie ist uns Ansporn, unsere Anstrengungen zu forcieren, um Flüchtlingen möglichst rasch eine Chance auf dem saarländischen Arbeitsmarkt zu geben. Ein Job schafft beste Voraussetzungen, in der neuen Heimat wirklich anzukommen “, so der Vorsitzende des Vereins und IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Heino Klingen.
„Deutschland – Land der Ideen“ ist die gemeinsame Standortinitiative der Bundesregierung und der deutschen Wirtschaft. Die Deutsche Bank ist seit 2006 Partner und nationaler Förderer des Wettbewerbs „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“. Ziel ist es, Innovationen aus Deutschland im In- und Ausland sichtbar zu machen und die Leistungskraft und Zukunftsfähigkeit des Standorts zu stärken.
Die Preisverleihung wird im Rahmen einer Festveranstaltung am 20. Oktober in der IHK in Saarbrücken stattfinden.
Jobbörse des Vereins „Saarwirtschaft hilft Flüchtlingen“
Heute Fachkräfte für Morgen gewinnen: Unter diesem Leitsatz veranstaltet der Verein „Saarwirtschaft hilft Flüchtlingen“ in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit und dem Jobcenter im Regionalverband Saarbrücken am 21. Juni 2016 von 9.00 bis 13.00 Uhr in der IHK eine Jobbörse für Flüchtlinge. Auf dieser Veranstaltung sollen gezielt geflüchtete junge Menschen mit guten Deutschkenntnissen und definierten Kompetenzen mit Unternehmen zusammengebracht werden, die entsprechende Bedarfe haben. Mit dieser und weiteren Aktionen im Verlauf dieses Jahres wird der Verein die Integration von Flüchtlingen in den saarländischen Arbeitsmarkt unterstützen.
Der Verein steht darüber hinaus als Ansprechpartner für die Unternehmen der Saarwirtschaft zur Verfügung. Wenn Sie sich engagieren möchten und geflüchteten Menschen Perspektiven für den Einstieg in den Arbeitsmarkt bieten wollen, können Sie den Verein gerne ansprechen. Der Verein wird in seiner vermittelnden Funktion als Schnittstelle zwischen den Flüchtlingen, der Arbeitsagentur und Ihren Unternehmen gerne für Sie aktiv und unterstützt Sie bei Ihren Bemühungen.
14.04.2016 Die Bereitschaft der Unternehmen, Flüchtlinge und Migranten in Ausbildung und Beschäftigung zu bringen, ist hoch. Zahlreiche positive Beispiele belegen dies inzwischen. Ob Orientierungspraktika, Ausbildungsplätze oder sonstige Beschäftigungsmöglichkeiten – das Engagement der Saarwirtschaft ist groß und wird ungeachtet noch immer bestehender arbeits- und/oder aufenthaltsrechtlicher Hürden täglich größer. Auch deshalb, weil es immer mehr qualifizierte Informations- und Beratungsangebote gibt, von denen Flüchtlinge und Unternehmen gleichermaßen profitieren. „Gemeinsam können wir das schaffen“, war daher auch die zentrale Botschaft der gemeinsamen Veranstaltung von IHK und dem DIHK-Netzwerk „Unternehmen integrieren Flüchtlinge“ am 14. April in der IHK, die in dieser Form bundesweiten Pilotcharakter hatte.
Ziel war der Erfahrungsaustausch zwischen Unternehmern, die Flüchtlinge beschäftigen möchten und jenen, die sich bereits tatkräftig um die berufliche Eingliederung von Flüchtlingen kümmern. Zu letzteren zählen Heike Trapp (Axel Trapp Elektro-Anlagenbau, Spiesen), Bettina Schmauder (Autohaus Schmauder und Rau, Kirchheim) sowie Wolfgang Herges (Herges Stahl- und Blechbau GmbH, St. Ingbert). Sie alle berichteten übereinstimmend von den guten Erfahrungen mit Migranten, die sie zu weiterem Engagement motivierten. Unisono mahnten sie aber auch mehr Sprachförderung an, denn die Sprachkompetenz ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Integration. Vor diesem Hintergrund warb Wolfgang Herges für die Einführung einer „trialen Ausbildung für Flüchtlinge“. Diese soll neben Berufsschule und Praxis im Betrieb zusätzlich vorgeschaltete allgemein- und berufsspezifische Deutschkurse umfassen. Ziel müsse es sein, die jungen Menschen von Beginn an in die Lage zu versetzen, dem Lehrplan in der Berufsschule folgen und die Prüfungen schließlich erfolgreich absolvieren zu können. Damit die IHK, die Unternehmen der Saarwirtschaft und die Agentur für Arbeit aus erster Hand erfahren, wo aus Sicht der Flüchtlinge noch mehr für eine erfolgreiche Integration getan werden kann, stellten sich fünf Syrer dem Publikum vor und berichteten über ihre Erlebnisse und Erfahrungen im Saarland. So auch der junge Syrer Rodi Achmat, der derzeit bei der Eurodata AG in Saarbücken ein Praktikum absolviert und dort im Sommer seine Ausbildung zum Fachinformatiker beginnen wird. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch die Beiträge von Christoph Klos (Integrationsexperte beim Welcome Center Saar) und Dr. Regina Flake (Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung – KOFA beim IW Köln), die beide ihre Leistungsangebote vorstellten.
14.03. 2016 Der Verein „Saarwirtschaft hilft Flüchtlingen“ besuchte am 14. März 2016 die Landesaufnahmestelle in Lebach. Er hat sich dabei über die Herausforderungen informiert, die sich aus dem Zustrom von Flüchtlingen ergeben.
Der Direktor des Landesverwaltungsamtes, Herr Dr. Christof Hoffmann, zu dessen Behörde die Landesaufnahmestelle gehört, hat die Vorstandsmitglieder in Lebach empfangen und zusammen mit seinen Mitarbeitern die Arbeit in der Landesaufnahmestelle vorgestellt und einen Überblick über die aktuelle Situation vor Ort und auch in den Kommunen gegeben.
Im Saarland kommen hauptsächlich Syrer an, die eine hohe Bleibewahrscheinlichkeit haben. Diese werden seit Herbst 2013 auf die Kommunen verteilt. Zur Zeit befinden sich in Lebach rund 1200 Personen. Zu Hochzeiten in der zweiten Jahreshälfte in 2015 mussten bis zu 4000 Flüchtlinge ver- und umsorgt werden, bei einer eigentlichen Höchstkapazität von maximal 1500. Seit März 2016 gibt es in Lebach ein „Ankunftszentrum“, bei dem die Landesbehörden und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) räumlich zusammengefasst sind und eine parallele unmittelbare Bearbeitung durch beide Behörden geschieht.
Im Gespräch mit Frau Gundula Sutter und Herrn Volker Steinmetz von der Bundesagentur für Arbeit, die ebenfalls als Ansprechpartner zur Verfügung standen, wurden konkrete Projekte zwischen Verein und der Agentur für Arbeit besprochen. Gemeinsames Ziel ist es, Flüchtlinge rasch in Beschäftigung zu vermitteln. Hierbei ist die Sprachkompetenz das A und O. Ohne ein Minimum an Sprachkenntnissen ist eine erfolgreiche Vermittlung in Arbeit kaum möglich. Der Verein will in Zukunft konkret gerade diejenigen Flüchtlinge vermitteln, die Integrationskurse erfolgreich abgeschlossen haben und somit über ausreichende Verständigungsmöglichkeiten verfügen.
Gemeinsam mit den Vertretern der Arbeitsagentur führte Herr Dr. Hoffmann den Verein durch die Landesaufnahmestelle, einschließlich des neuen „Ankunftszentrums“ und der Räumlichkeiten der Agentur für Arbeit.
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